Denn die frühe Christenheit feierte noch gar nicht Weihnachten. Wichtiger als die Erinnerung daran, dass Jesus vor einigen Jahrzehnten geboren worden war, war der frühen Kirche die Erwartung, dass er schon bald wiederkommen würde. Mit der Wiederkunft Christi würde eine ganz neue Zeit anbrechen. Der neue Himmel und die neue Erde. Kein Leid mehr, kein Geschrei.
Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, und der zuschließt, und niemand tut auf: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; ... Ich komme bald;
Offenbarung 3, 7-8a.11
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Die Tür ist ein häufiges Bild der weihnachtlichen Zeit: »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit«, der Adventskalender mit seinen 24 Türchen und dann die Tür zur Weihnachtsstube, die sich zur Bescherung öffnet.
In der Offenbarung ist die Tür nicht weniger als der Anbruch der neuen Zeit. Aber die Erwartungen der ersten Christen erfüllten sicht nicht. Christus kehrte nicht wieder, eine neue Weltzeit brach nicht an. Die Erde blieb die alte und die Menschen blieben es auch. Die Vision erwies sich als Gespinnst, und doch wurden noch viele andere Utopien – nicht allein in der Kirche – erdacht, die von einer besseren Welt schwärmten. Keine wurde wahr.

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Und so sind wir nun in einer Zeit angelangt, die weitgehend ohne Visionen auskommen muss. Das tut uns nicht gut. Keine Begeisterung, keine Aufbruchstimmung. Ein wenig Sehnsucht nach der guten alten Zeit. Aber wenn wir nach vorn schauen, so graut es uns nur. Das ist nicht gut.
Aber kann man denn überhaupt noch Hoffnung haben, dass Dinge wieder gut werden können, wahrhaftig, menschlich und Frieden auf Erden? Es ist notwendig, den Advent nicht nur als eine Zeit zu betrachten, in der wir beschenkt werden.
Hoffnung ist kein Gefühl, das sich von allein einstellt. Hoffnung ist Arbeit und eine Aufgabe. Nüsse und Mandarinen im Schuh sind ein Zeichen dafür, dass noch viel mehr möglich ist.
Man hat der Christenheit vorgeworfen, sie tröste über die realen Problemen hinweg anstatt sie zu lösen. Aber das ist Schreibtischreligionskritik, das Gegenteil ist der Fall: Wo Menschen an eine Zukunft Gottes glauben, ist anderen immer geholfen worden. Aber als erstes braucht man Hoffnung. Das ist eine Vorstellung davon, wie die Welt sein sollte, was richtig wäre, gut und menschlich. Und zur Hoffnung gehört der Glaube, dass Gott seine verlorene Welt nicht preis geben wird und den Menschen seines Wohlgefallens zur Seite steht.
Ich wünsche Dir eine gesegnete Adventszeit,
Gerhard Janke
O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.