Gegensätze

Die Bundestagswahl hat stattgefunden. Nun hat die Suche nach einer Mehrheit begonnen. In den zurückliegenden Wochen und Monaten krachte es ziemlich zwischen denen, die nun miteinander sprechen müssen.

Wie ist das eigentlich mit Gegensätzen?
Es gibt zwei Möglichkeiten.

Wenn heiße Luftmassen auf kalte Luftmassen treffen, dann entstehen Gewitter. Und je größer die Unterschiede sind umso stärker werden die Unwetter. Es stürmt und blitzt und kracht. Ein gewaltiges Zerstörungspotential. Führen Gegensätze immer zum Kampf?
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(Castres) Eugenio Lucas Velázquez - La Diligence sous l'orage - Musée Goya By Didier Descouens - Own work, Public Domain, Link


Ein anderes Beispiel aus der Natur: Die gegensätzlichen Pole zweier Magnete können nicht anders, als sich zu einander hingezogen zu fühlen. Und wenn sie sich finden und berühren, so halten sie einander fest und wollen sich nie wieder trennen. Das Magnetfeld der Erde beweist diese Anziehungskraft sogar über globale Distanzen. Zugvögel und Menschen finden so ihre Wege und Ziele.

Wallnussbäume hingegen mögen keine Konkurrenz. Bei Regen sondern sie über ihre Blätter Zimtsäure ab und im Herbst verseuchen sie den Boden mit weiteren Chemikalien in ihrem Laub. So haben es manche Arten schwer, in ihrem Schatten zu gedeihen.

Anders ist ein Mechanismus, der bei vielen Fischen, Vögeln und Säugetierarten nachgewiesen wurde und der vermutlich auch beim Menschen nicht ohne Bedeutung ist: Je größer die Unterschiede zwischen den Immungenen zweier Individuen sind, umso stärker ist die sexuelle Anziehungskraft. Denn je vielfältiger der Genpool ist, umso größer ist die Widerstandskraft und Gesundheit der Nachkommen.

Gegensätze gibt es immer, und es gibt zwei Möglichkeiten.

Nehmen wir die Geschichte von Kain und Abel. Es ist die Geschichte vom Konflikt zwischen Ackerbauer und Viehzüchter. Es geht um den Wettbewerb der Lebensformen. Wer ist erfolgreicher? Dieser Konflikt endet in der Katastrophe. So hätte es nicht kommen müssen, aber so ist es gekommen.

Betrachten wir hingegen die Geschichte Romeo und Julia. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Ihre Familien stehen einander in nicht enden wollender Fehde gegenüber. Aber Romeo und Julia begegnen sich nicht im Kampf sondern in der Liebe.

Gegensätze gibt es immer, und für unser Land und Europa und die Welt sehnen wir uns nach einem Ende der Gewitter und nach einem Aufwachsen symbiotischer Lebensformen, wie wir sie in der Natur und den großen Erzählungen der Menschheit als Vorbild vor Augen haben.

Heute am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. In ihr geht es um den größten denkbaren Gegensatz: Um den Inbegriff von Wahrheit und Reinheit, den wir Gott nennen, und uns Menschen, die so oft irren und stolpern, die sich hinreißen lassen und in allem so zart und zerbrechlich sind. Die Passionszeit erzählt die Geschichte von Lüge und Rohheit und dem Tod des Unschuldigen. Die Passionszeit erzählt die Geschichte, dass der unendlich Gute den Ausweg in der Barmherzigkeit findet.

Diese Geschichte hat eine große Relevanz. Lasst uns darum beten, dass sie in den kommenden Wochen ihre Kraft in unseren Herzen und in den Herzen derer entfaltet, die den Lauf der Welt bestimmen.

Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr und Euer Gerhard Janke